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Jeder zehnte Geflüchtete hat ein Handicap – kaum jemand spricht darüber

Integrationskonferenz des Amtes für regionale Landesentwicklung im Museum in Lüneburg


Monika Scherf, Landesbeauftragte für regionale Landesentwicklung begrüßte Gäste aus der Region bei der Integrationskonferenz im Museum   Bildrechte: Phillip Schulze; ArL Lüneburg
Monika Scherf, Landesbeauftragte für regionale Landesentwicklung begrüßte Gäste aus der Region bei der Integrationskonferenz im Museum

Lüneburg. Name, Alter, Herkunft – die Daten, die Menschen angeben müssen, wenn sie aus einem anderen Land nach Deutschland kommen, scheinen klar. Eine Frage, die bei der Registrierung in den Erstaufnahmeeinrichtungen allerdings nicht vorkommt, ist die einer möglichen Behinderung. Dabei hat Schätzungen zufolge mehr als jeder zehnte Geflüchtete ein Handicap. Die meisten bleiben damit „unsichtbar“, wie auf der sechsten Integrationskonferenz des Amtes für regionale Landesentwicklung am Donnerstagnachmittag deutlich wurde.

Verschiedene Vorträge und Podiumsdiskussion

Dass es sich dabei um ein sehr sensibles Thema handelt, betonte die Landesbeauftragte Monika Scherf in ihrer Begrüßung. „Viele Menschen wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen, oft fehlt es auch einfach an Erfahrung.“ Solche Hürden und Hemmnisse in der Region zu ermitteln und dazu beizutragen, dass sich daran etwas ändere, sei das Ziel des Bündnisses „Niedersachsen packt an"“, das gemeinsam zu der Konferenz ins Lüneburger Museum eingeladen hatte.

Bei verschiedenen Vorträgen und einer Podiumsdiskussion wurde deutlich: Damit die Menschen ihre Interessen besser wahrnehmen können, ist es wichtig, dass sie über ihre Rechte informiert werden. Viele schämten sich offenbar für ihre Behinderungen, weil sie in ihrem Heimatland deshalb oft mit geringerem Respekt behandelt wurden.

Auch in Lüneburg nur wenige offizielle Fälle

Die Stadträtin für Bildung, Jugend und Soziales der Hansestadt Lüneburg, Pia Steinrücke, wies darauf hin, dass bei circa 2500 Migrantinnen und Migranten seit 2015 nur in fünf Fällen eine Behinderung bei der Hansestadt angezeigt worden sei. Sie gehe aber davon aus, dass die tatsächliche Zahl deutlich höher liege.

Um diesen Menschen zu helfen, gibt es auch in Lüneburg und Umgebung Netzwerke, die ihre Arbeit bei der Veranstaltung vorstellten. Dazu gehören die Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg, der Niedersächsische Inklusionsrat von Menschen mit Behinderungen, die Teilhabe am Arbeitsmarkt für Flüchtlinge der VHS Region Lüneburg sowie die Kooperative Migrationsarbeit Niedersachen.

Artikel-Informationen

erstellt am:
18.09.2020
zuletzt aktualisiert am:
09.06.2021

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