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Mobilität im Wandel – Mut zu neuen Wegen

Fachleute diskutieren Perspektiven


Lüneburg. Wie erreiche ich meine Arbeitsstelle, mein Ausflugsziel oder den Supermarkt, welche Transportmittel benötige ich um Waren zu transportieren oder als Handwerker mein Ziel zu erreichen. Diese und andere Fragen stellen sich jeden Tag millionenfach. Der Transport von Menschen und Waren ist eine permanente Herausforderung sowohl in unserem Alltagsleben als auch für die Wirtschaft und bedarf völlig neuer Antworten vor dem Hintergrund des Klimawandels und den damit verbundenen Anforderungen an eine Verkehrswende. Hierüber berieten heute auf Einladung des Amtes für regionale Landesentwicklung mehr als 50 Fachleute auf einer Tagung im Behördenzentrum Auf der Hude in Lüneburg.


Präsentation Harald Ottmar   Bildrechte: ArL_Lüneburg, Anja Penk
Harald Ottmar, stellvertretender Leiter des Amtes für regionale Landesentwicklung Lüneburg, wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass die Mobilitätswende nicht ohne politische Steuerung umsetzbar ist, es gleichzeitig aber wichtig ist, die Bevölkerung mitzunehmen und zu beteiligen, um die notwendige Akzeptanz zu erlangen. Ottmar weiter: „Dabei hat der Wandel schon begonnen und wir sehen ihn tagtäglich, wenn wir durch die Straßen gehen. Seien es Elektroräder und die wachsende Zahl an Lastenrädern, die Zunahme von Ladesäulen oder eine Umverteilung bei der Nutzung des öffentlichen Verkehrsraumes zugunsten alternativer Fortbewegungsmittel. Darauf lässt sich aufbauen!“


Eine Referentin und drei Referenten beleuchteten zunächst den Mobilitätswandel durch Impulsvorträge aus unterschiedlicher Perspektive. Der Soziologe Dr. Simon Bohn, seit 2023 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich „Nachhaltige Mobilität in Stadt und Land“ am Umweltbundesamt in Dessau tätig, warb für die Europäische Mobilitätswoche, die jährlich vom 16. – 22. September stattfindet. Mit dieser EU-Kampagne werden europaweit Städte und Gemeinden aufgerufen, mit Aktionen und Veranstaltungen für die Änderung des Mobilitätsverhaltens zu werben. Aus Deutschland beteiligen sich aktuell 188 Kommunen an dieser Aktionswoche. In diesem Jahr stehen die Veranstaltungen unter dem Motto „Shared Public Space – Straßenraum gemeinsam nutzen“.


Stefanie Schleef, Mobilitätsmanagerin bei der Stadt Achim, stellte das Angebot „App auf´s Rad – Mobil auch im ländlichen Raum“ vor. Dabei handelt es sich um ein Bikesharing-Angebot im ländlichen Raum für Unternehmen bzw. deren Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmer. Das Projekt wird getragen von der Interkommunalen Gesellschaft AZWEIO, ein Zusammenschluss der Stadt Achim, des Fleckens Ottersberg und der Gemeinde Oyten. Es basiert auf zwei Säulen, einerseits der Verbesserung der Fahrradinfrastruktur und zum anderen einer begleitenden Digitalisierung, u. a. zum Buchen von grundsätzlich kostenlosen Fahrradabstellplätzen. Das übergeordnete Ziel besteht darin, nachhaltiges Pendeln zu belohnen.

Präsentation   Bildrechte: ArL Lüneburg, Anja Penk
Anschließend gab Tim Semmelhaack, Leiter des Bereiches Planung und Qualität beim Zweckverband Bremen/Niedersachsen, einen Einblick in die Herausforderungen des Nahverkehrs im Einzugsbereich einer Metropole. Das Gebiet umfasst fast 2 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner auf einer Fläche von 9.400 Quadratkilometern. Die Besonderheit dieser kreis- und bundesländerübergreifenden Zusammenarbeit liegt in der Möglichkeit, Mobilitätsbedarfe für einen metropolitanen Raum ganzheitlich zu betrachten. Ziel ist es, einen gemeinsamen hochwertigen ÖPNV für diesen Raum zu schaffen, der aber nicht kostenlos sein sollte, da auch damit ein Ausstoß von CO2 verbunden ist.


Edwin Süselbeck, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen Niedersachsen/Bremen, widmete sich schließlich den Fragen rund ums Fahrrad. Die Arbeitsgemeinschaft hat 91 Mitglieder, mit denen sie 83 % der Bevölkerung in Niedersachsen und Bremen erreicht. Aus seiner Sicht sind für die erfolgreiche Förderung des Radverkehrs verschiedene Faktoren erforderlich. Dazu zählen u. a. ein umfassendes, komfortables und sicheres Radverkehrsnetz, eine ausreichende Infrastruktur fürs Fahren und Parken sowie Service und Öffentlichkeitsarbeit. Wichtig ist es bei den Vorhaben die Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen. Dabei stellt sich oftmals das wiederkehrende Problem, dass Beteiligungsmöglichkeiten zunächst nicht umfänglich wahrgenommen werden, allerdings im Anschluss über durchgeführte Maßnahmen Unmut zum Ausdruck gebracht wird.


In einem sich anschließenden „World-Café“ hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gelegenheit, sich näher mit den Inhalten der Vorträge zu befassen sowie mit den Vortragenden zu diskutieren und geeignete Lösungen untereinander auszutauschen. Von dieser Möglichkeit wurde reichlich Gebrauch gemacht. Eindrücke aus diesen Gesprächen wurden in einem Abschlusspanel mit zentralen Fragen an die Referentin und den Referenten noch einmal aufgenommen.

  Bildrechte: ArL Lüneburg, Anja Penk
(v.l.n.r.): Claudia Koops (ArL Lüneburg), Dr. Simon Bohn (Umweltbundesamt), Tim Semmelhaack (Zweckverband Bremen/Niedersachsen), Edwin Süselbeck (AGFK Niedersachsen/Bremen), Stefanie Schleef (Stadt Achim), Harald Ottmar (ArL Lüneburg)
Zusammenfassend machte die Tagung heute deutlich, schnelle und umfassende Lösungen für eine Mobilitätswende gibt es nicht und sie sind an Voraussetzungen gebunden. Dazu zählen konkret mehr Raum, Qualität, Barrierefreiheit und Infrastruktur für alternative Fortbewegungsmittel in den Städten oder eine Stärkung des ÖPNV vor allem in ländlichen Räumen. Daneben erfordert es aber auch den Mut von politisch Verantwortlichen neue Wege zu gehen, widerstreitende Interessen zu integrieren, z. B. durch eine angemessene Beteiligung, und bei den Menschen ein Bewusstsein für die Dringlichkeit einer Mobilitätswende zu schaffen. Denn, wenn die Menschen nicht bereit sind ihr Mobilitätsverhalten zu verändern und verkehrspolitische Maßnahmen zu akzeptieren, kann eine Mobilitätwende nicht funktionieren.

Artikel-Informationen

erstellt am:
05.04.2024
zuletzt aktualisiert am:
08.04.2024

Ansprechpartner/in:
Dr. Henry Arends

Amt für regionale Landesentwicklung Lüneburg
Auf der Hude 2
21339 Lüneburg
Tel: +49 4131 15 1366

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